“UNS STINKT‘S“ in der Presse
Kölner Stadt-Anzeiger Samstag/Sonntag, 10./11. Dezember 2022
Zwischen Widerstand und Pragmatismus
Bürger und Vertreter von Remondis diskutierten über die geplante
Erweiterung des VZEK
VON ULLA JÜRGENSONN
Erftstadt.
Es
sollte
ein
runder
Tisch
sein,
wurde
aber
nur
ein
halb
-
runder.
Moderator
Bernd
Rupprecht
prägte
diesen
Begriff,
der
sich
schnell
durchsetzte.
Bürger
und
Vertreter
von
Remondis
diskutierten
über
die
Pläne
zur
Erweiterung
des
Verwertungszentrums
(VZEK)
-
ohne
die
Stadtverwaltung
und
ohne
offizielle
politische
Vertreter.
Dieses
Verfahren
hatte
die
Mehrheit
aus
CDU,
FDP
und
Freien
Wählern
im
Stadtentwicklungsausschuss
so
beschlossen.
Einzig
die
Fraktion
Aufbruch
'22
hatte
dagegen
gestimmt,
Grüne
und
SPD
hatten
sich enthalten.
Im
VZEK
wird
Müll
sortiert
und
verwertet.
Seit
das
Entsorgungsunter-
nehmen
seine
Planungen,
vorgestellt
hat,
am
Rande
des
Deponiege-
ländes
zwischen
Köttingen
und
Liblar
dafür
neue
Hallen
zu
bauen,
sind
viele
Bürger
vor
allem
in
den
beiden
am
meisten
betroffenen
Stadtteilen
beunruhigt.
Deshalb
haben
sie
die
Diskussionsrunde
in
eigener
Regie
organisiert.
Nicolas
Müller,
Niederlassungsleiterbei
Remondis,
stellte
den
rund
50
Besuchern
im
großen
Sitzungssaal
des
Rathauses
das
Projekt
noch
einmal
vor.
Nahe
dem
Gut
Sophienwald
soll
in
20
Meter
hohen
Hallen
vor
allem
das
sortiert
werden,
was
die
Bürger
in
den
gelben
Säcken
oder
gelben
Tonnen
versenken.
Ziel
sei
es,
die
Stoffe
wiederzuverwen
-
den, um so Rohstoffe und vor allem CO² zu sparen.
Die
Kapazitäten
des
erweiterten
VZEK
seien
nötig,
um
den
Kreislauf
zu
schließen.
Müller:
,,Am
Ende
soll
aus
einer
leeren
Zahnpastatube
wie
-
der eine Zahnpastatube werden und keine Parkbank.“
Gegen
den
Standort
hatte
es
schon
früh
Bedenken
gegeben,
Remon-
dis
hatte
daraufhin
die
Planung
insofern
geändert,
dass
die
benötigte
Fläche
quasi
um
90
Grad
gedreht
wurde.
Das
soll
es
möglich
machen,
die
Sortierhallen
gleichzeitig
als
Lärmschutz
in
Richtung
Köttingen
zu
nutzen.
Dass
die
Sorgen
damit
nicht
ausgeräumt
sind,
zeigte
sich
in
vielen
Wortmeldungen
der
Bürgerinnen
und
Bürger.
Neben
der
Klage,
dass
wieder
ein
Stück
Natur
verloren
gehe,
wurde
immer
wieder
die
Belast-
ung
durch
Lärm
und
Gestank
ins
Feld
geführt.
Nach
der
Erweiterung
sollen
im
VZEK
360
Menschen
im
Drei-Schicht-System
arbeiten
–
also
rund
um
die
Uhr.
Da
sei
in
manchen
Gebieten
Köttingens
an
Schlaf
wohl nicht mehr zu denken, fürchteten manche.
Schumacher
bemühte
sich,
die
Bedenken
zu
entkräften.
Die
Last-
wagen
des
Unternehmens
bekämen
neue
Rückfahr-Warnsysteme,
die
nicht
mehr
schrill
piepten,
sondern
eher
quäkten.
Die
Hallentore
öffne
-
ten
und
schlössen
blitzschnell
und
lautlos,
ein
steter
Luftstrom
nach
innen sorge dafür, dass kein Gestank nach außen dringe.
Geschützter Wald
Das
änderte
nichts
daran,
dass
vielen
der
Anwesenden
ein
anderer,
weiter
nördlich
gelegener
Standort
lieber
wäre.
Dort
ist
allerdings
Wald,
das
derzeitige
Plangelände
liegt
auf
einem
Acker.
Der
Schutz
von
Wald
habe
Priorität,
sagte
Müller.
Er
sehe
keine
Chance,
die
Rodung
geneh
-
migt zu bekommen.
Am
Ende
bleib
die
Haltung
in
der
Zuhörerschaft
gespalten.
Während
die
einen
Widerstand
ankündigten
und
mit
Klage
gegen
das
Projekt
drohten,
plädierten
andere
dafür,
im
Gespräch
mit
Remondis
das
Beste
für die Betroffenen herauszuholen.
Viel
Beifall
gab
es
für
eine
Rednerin,
die
dringend
appellierte,
jeder
solle
versuchen,
so
wenig
Müll
wie
möglich
zu
produzieren:
,,Es
darf
nicht
sein,
dass
andere
Länder
an
unserem
Müll
ersticken,
weil
wir
es
nicht schaffen, Verantwortung zu übernehmen."
KOMMENTAR
Das falsche Signal
VON ULLA JÜRGENSONN
zum runden Tisch ohne Politik und Verwaltung
Eine
gute
Idee
war
das
nicht,
den
runden
Tisch
zur
Erweiterung
des
VZEK
ohne
Verwaltung
und
Politik
stattfinden
zu
lassen
und
damit
einen
halbrunden
Tisch
draus
zu
machen.
Denn
das
Schlimmste,
was
in
einer
Stadt
passieren
kann,
ist,
dass
die
Bürgerinnen
und
Bürger
sich
nicht
wahrgenommen
fühlen
von
denen,
die
über
ihre
Geschicke
be
-
stimmen. Und genau das wurde in der Debatte mehr als einmal beklagt.
Andererseits
war
der
Abend
ein
schönes,
ein
ermutigendes
Beispiel
dafür,
was
bürgerschaftliches
Engagement
bewirken
kann.
Dass
eine
Lösung
gefunden
würde,
die
alle
zufriedenstellt,
hatte
niemand
erwar
-
tet.
Aber
die
Beteiligten
sind
von
gegensätzlichen
Positionen
aus
in
den
Dialog
gegangen,
und
den
haben
sie
-
zumindest
über
weite
Strecken
-
konstruktiv und sachlich geführt.
Die
Abwesenheit
der
Fraktionen
(bis
auf
wenige
Politiker,
die
im
Publikum
saßen)
und
der
Verwaltung
kam
nicht
gut
an
bei
den
Bürgern.
Genauer:
Es
war
ein
fatales
Signal.
Wenn
die
Bürger
die
Probleme
lösen müssen, brauchen sie keine Politiker mehr.
Ursache des Gestanks gefunden
Anlagen zur Kompostierung und Müllsortierung sowie das
Eisenwerk verbreiten Gerüche
VON ANDREAS ENGELS
Rhein-Erft-Kreis/Hürth.
Seit
mehr
als
anderthalb
Jahre
häufen
sich
die
Beschwerden
über
Geruchsbelästigungen
im
Raum
Hürth,
Brüht
und
Erftstadt.
Auf
der
Suche
nach
den
Verursachern
vermelden
die
Behör-
den
nun
einen
Erfolg:
Ein
Großteil
der
beklagten
Gerüche
soll
von
einer
Kompostier-
und
einer
Abfallsortieranlage
im
Verwertungszentrum
in
Erftstadt sowie vom Eisenwerk in Brühl ausgehen.
Bei
einer
gut
besuchten
Informationsveranstaltung
im
Hürther
Bürger-
haus
stellten
Vertreter
der
beteiligten
Behörden
die
Ergebnisse
umfang
-
reicher
Untersuchungen
zur
Ursachenforschung
vor.
Beteiligt
waren
unter
Federführung
der
Bezirksregierung
Köln
seit
Dezember
2021
auch
das
Landesamt
für
Natur,
Umwelt
und
Verbraucherschutz
(Lanuv),
das NRW-Umweltministerium und der Kreis.
Unter
anderem
wurden
knapp
1100
Meldungen
von
400
Beschwerde-
führern,
die
von
Mai
bis
September
über
das
Internet
eingegangen
waren,
ausgewertet.
Es
gab
Ortstermine
bei
möglichen
Verursachern.
Zur
Aufklärung
der
Beschwerden
wurde
eine
großflächige
Rasterbege-
hungen
organisiert.
Außerdem
waren
40
Geruchsmelder
teils
mit
dem
Fahrrad
und
einer
Handy-App,
zur
Erfassung
der
Geruchseindrücke
unterwegs.
Die
beklagten
„ekelerregenden
Gerüche"
stellten
die
Profi-Schnüffler
nach
Angaben
von
Dr.
Ralf
Both
vom
Lanuv
zwar
nicht
fest,
wohl
aber
eine
deutliche
Geruchsbelastung
in
Brühl-Heide
und
vor
allem
in
Alt-
Hürth,
wo
die
Gerüche
an
bis
zu
zehn
Prozent
der
Jahresstunden
wahr
-
nehmbar
seien.
Damit
würde
die
gesetzlichen
Grenzwerte
zwar
knapp
eingehalten. Dennoch sahen die Behörden Handlungsbedarf.
Die
Quellen
für
die
fauligen
und
säuerlichen
Gerüche
entdeckten.
die
Behörden
in
einer
Kompostieranlage
der
Firma
Reterra
und
einer
Sortieranlage
für
Hausmüll
des
Unternehmens
Remondis.
In
den
Verur-
sacherbetrieben
im
Verwertungszentrum
seien
Mängel
aufgedeckt
wor
-
den,
darunter
große
Löcher
in
einer
Kompostierhalle,
durch
die
Gerüche
ins
Freie
hätten
dringen
können,
berichtete
Nicola
Preuß,
Dezernentin
bei
der
Bezirksregierung
Köln.
Die
Halle
sei
inzwischen
sa
-
niert
worden.
Nachgebessert
werden
muss
auch
bei
der
Ablufttechnik
und
bei
Biofiltern.
Künftig
will
die
Bezirksregierung
die
Anlagen
jährlich
statt alle drei Jahre überprüfen.
„Wir
haben
unsere
Lektion
gelernt",
beteuerte
Unternehmenssprecher
Michael
Schneider.
Die
Mängel
in
einer
Abluftanlage
seien
teils
Folge
eines
Brandes
gewesen.
Schneider
erklärte,
dass
die
Öffnungszeiten
der
Tore
bei
der
Anlieferung
der
Abfälle
„drastisch
reduziert"
worden
seien.
Die
metallischen
und
chemischen
Gerüche
gehen
laut
Untersuchung
vom
Brühler
Eisenwerk
aus.
Dort
werden
700
Grad
heiße
Motorblöcke
unter freiem Himmel aus den Gussformen gelöst.
Laut
Thomas
Terstappen
von
der
Bezirksregierung
kein
neues
Pro-
blem: „Wir arbeiten seit längerer Zeit daran."
Abhilfe
soll
eine
neue
Halle
schaffen.
Das
Genehmigungsverfahren
stehe
vor
dem
Abschluss.
„Die
Bodenplatte
ist
bereits
installiert",
sagte
der
Geschäftsführer
des
Eisenwerks,
Matthias
Pampus-Meder.
Die
Anlage
zur
Abluftbehandlung
sei
technisch
aufwendig,
Auch
der
Mate-
rialmangel sei ein Problem. die- Halle werde deshalb erst 2024
in Betrieb gehen.
Aus
den
Reihen
der
Besucher
der
Infoveranstaltung
gab
es
Kritik
am
Verfahren.
Den
Behörden
wurde
vorgeworfen,
erst
auf
Druck
aus
der
Bevölkerung
tätig
geworden
zu
sein.
Vertreter
der
Bürgerinitiative
„Uns
stinkt's"
bezweifelten
zudem,
dass
tatsächlich
alle
Verursacher
aufge
-
spürt
worden
seien.
Einige
Hürther
hatten
weiter
den
Chemiepark
Knapsack
als
Geruchsquelle
in
Verdacht.
Das
schloss
die
Bezirksregie-
rung aber nach dem Ergebnis der Untersuchung aus.
KOMMENTAR
Die Nase dran behalten
VON ANDREAS ENGELS
zur Aufklärung der Beschwerden über Gestank.
Viel
Aufwand
haben
die
Behörden
betrieben,
um
die
Verursacher
der
üblen
Gerüche
ausfindig
zu
machen.
Das
Ergebnis
überrascht
wenig.
Die
Geruchsemissionen
des
Brühler
Eisenwerks
sind
charakteristisch
und
wohl
jedem
in
der
Region
bekannt.
Und
wer
schon
einmal
seine
Nase
im
Umfeld
der
Deponie
Ville
in
den
Wind
gehalten
hat,
der
konnte
vorher
schon
auf
der
Verdacht
kommen,
dass
die
Gerüche
nach
Fäul-
nis und Vergärung von dort herrühren.
Dass
die
Quellen
des
schlimmsten
Gestanks
jetzt
praktisch
amtlich
sind
und
dagegen
vorgegangen
wird,
ist
eine
positive
Nachricht.
Im
Fall
des
Brühler
Eisenwerks
wird
schon
länger
daran
gearbeitet,
die
Anlage
auf
den
Stand
der
Technik
zu
bringen
und
Gerüche
zu
minimieren.
Bei
den
Kompostier-
und
Abfallsortieranlagen
in
Erftstadt
darf
man
sich
aller-
dings
schon
fragen,
warum
die
Mängel
den
Behörden
nicht
früher
auf
-
gefallen
sind
und
warum
die
Betreiber
nicht
eher
etwas
unternommen
haben. Die sollten die Schwachstellen kennen.
Aber
die
Behörden
müssen
sich
auch
vorhalten
lassen,
erst
auf
Druck
gehandelt
zu
haben.
Das
Lanuv
räumt
ein,
dass
die
massiven
Be-
schwerden
landesweit
ohne
Beispiel
sind.
Manher
ist
nun
misstrauisch
und
fragt
sich,
wie
es
sich
wohl
mit
Emissionen
verhält,
die
nicht
stin
-
ken.
Aber
auch
das
Geruchsproblem
ist
für
viele
nicht
erledigt.
Wichtig
ist,
dass
Behörden
das
Thema
jetzt
nicht
abhaken,
sondern
die
Nase
dran behalten.
Leserbrief zum Artikel und Kommentar
„Ursache des Gestanks gefunden“, KStA, 1 Dezember, 2022; S 29“
VON GRAHAM TOMLIN, Bürgerinitiative „UNS STINKTS“
Nach der Bürgerveranstaltung vom 29.11.2022
Ein
Dankeschön
an
Andreas
Engels
für
seinen
guten
Bericht
und
noch
besseren
Kommentar.
Er
schrieb,
dass
die
bisher
durchgeführten
Maß-
nahmen
zur
einem
Rückgang
der
Belästigungen
geführt
haben,
und
dass
ein
Unternehmer
in
der
„Bürgerveranstaltung“
sogar
versicherte:
„Wir
haben
unsere
Lektion
gelernt.“
Was
als
„Bürgerveranstaltung“
an
-
gekündigt
war
hatte
Herr
Engels
korrekterweise
„Informationsveranstal-
tung“
genannt,
denn
der
Abend
hatte
dasselbe
Format
wie
im
Feier-
abendhaus
am
26.04.2022.
Da
saßen
auch
Industrie
und
Behörden
(aber
ohne
Lokalpolitik)
oben,
die
Bürger
unten.
Auch
im
April
waren
die
Bürger
nicht
Mitwirkende,
sondern
nur
sekundäre
Akteure,
kaum
mehr
als
Empfänger
von
Beiträgen
von
oben
nach
unten.
Das
Format
ließ
eine
eingehende
Behandlung
von
Bürgerfragen
nicht
zu.
Der
Abend
im
Bürgerhaus
begann
mit
Verzögerung,
wenn
auch
womöglich
gut
be
-
gründet.
Aber
auf
anderen
Bühnen
sind
bekanntlich
Trump
und
Putin
Meister im Warten Lassen („Honi soit qui mal y pense“).
Bei
der
Suche
nach
Verursachern
arbeiteten
also
Behörden
und
Indus-
trie
zusammen
mit
der
dazu
beauftragten
Firma
ANECO.
Aber
wo
ge-
nau
der
Schwerpunkt
für
ANECO
lag
ist
nicht
deutlich,
denn
auf
der
ANECO-Homepage
wird
nur
der
erfolgreiche
Kontakt
zwischen
Behörden
und
Unternehmen
als
Ziel
gesetzt.
Vielleicht
soll
man
das
Wohl der Bevölkerung intuitiv auch als Ziel verstehen?
In
der
Veranstaltung
wurde
das
Agieren
der
Bürger
als
Initiatoren
der
Gestanksbekämpfung
noch
immer
nicht
erwähnt.
Im
Kommentar
fragt
Herr
Engels
zu
Recht,
warum
die
Mängel
der
Behörden
nicht
früher
auf
-
fielen.
Es
wirkt
so,
als
ohne
das
Agieren
der
Bürgerinitiative
und
Petitionsaktionen
weder
Behörden
noch
Industrie
überhaupt
reagiert
hätten.
Abgesehen
von
den
wenigen
Lokalpolitikern,
die
sehr
aktiv
in
der
Bürgerinitiative
sind,
hat
man
seitens
der
lokalpolitischen
Vertreter
so
gut
wie
gar
nichts
gehört
(auch
wenn
für
die
Politik
der
Balanceakt
zwischen
dem
Wohl
der
arbeitgebenden
und
steuerabwerfenden
Industrie
und
dem
Wohl
der
Bewohnerinnen
und
Bewohner
nicht
immer
einfach ist).
Zu
Recht
gab
es
Gelächter,
als
in
der
Veranstaltung
suggeriert
wurde,
dass
Bürger
gewisse
Belästigungen
nicht
richtig
zuordnen.
Man
kann
aber
sehr
wohl
unterscheiden
zwischen
großflächigen
und
unmittelbar
lokalen
Belästigungen
-
weder
die
stinkende
Mülltonne
im
Nachbars-
garten
noch
der
Nachbar,
der
in
seiner
Garage
mit
einer
nicht
überhör
-
baren
Flex
arbeitet,
verursachen
eine
großflächige
Belästigung.
Erstaunlicherweise
wurde
auch
festgestellt,
dass
um
3:00
Uhr
am
17.06.2022
keine
Beschwerden
gemeldet
wurden!
Darüber
hinaus
ver
-
langt
die
Zuordnung
der
Geruchsarten
(LANUV-Bericht
Seite
4,
Tabelle
1:
Geruchsquellen)
subjektive
Urteile,
die
nicht
zu
objektiven
Bewert-
ungen
führen
können,
denn,
weiß
der
Durchschnittsbürger
definitiv,
ob
„hausmüllartig“
oder
„Fäulnis/faulig“
oder
„Säuerlich/vergoren“
anders
riecht als „Gärrest“ oder „Klärschlamm“?
Dr.
Ralf
Both,
LANUV,
sagte
in
der
Veranstaltung,
dass
die
Gerüche
die
gesetzlichen
Grenzwerte
knapp
eingehalten
würden.
Dann
sind
wohl
die
gesetzlichen
Grenzwerte
extrem
reformbedürftig.
Wenn
sich
die
Politik
hinter
den
schlechten
Gesetzen
versteckt,
die
sie
selbst
verab
-
schiedet,
ist
das
halt
wohlfeil.
Vielleicht
hat
womöglich
Dr.
Both
einen
solchen Gestank zu Hause nie aushalten müssen.
Die
Veranstaltung
erlaubte
viel
zu
wenig
Zeit
für
eine
eingehende
Behandlung
des
Fragenkatalogs
der
Bürgerinitiative.
Der
Fragenkata-
log
und
der
LANUV-Bericht
können
unmöglich
an
solch
einem
Abend
für
alle
Beteiligten
zufriedenstellend
abgearbeitet
werden.
Wir
brauchen
also
weitere
Diskussionstermine,
eine
verständliche
Kurzfassung
des
LANUV-Berichts,
und
genug
Zeit
für
alle
Betroffenen
auf
Fragen
und
Bericht auf Augenhöhe einzugehen.
Fazit:
Es
scheint,
dass
etwas
erreicht
wurde.
Aber,
wieso
blieben
Indus-
trie
und
Behörden
so
lange
inaktiv?
Haben
denn
nicht
alle
eine
Nase?
Ohne
Beschwerden,
ohne
den
Druck
durch
die
Bürgerinitiative
und
die
OpenPetition einfach ein „Weiter so“ – wie so oft?
Der
Gesetzgeber
scheint
noch
immer
nicht
gelernt
zu
haben,
dass
Selbstkontrolle
ohne
den
Druck
von
unabhängigen
Regeluntersuch-
ungen ein sehr ineffektives Konzept ist.
Es
blieb
am
Dienstag
das
Gefühl,
dass
sich
die
Behörden
durch
die
massiven
Beschwerden
aus
der
Bevölkerung
selber
sehr
belästigt
fühl
-
ten,
sogar
dass
das
LANUV
diese
Beschwerden
nicht
allzu
ernst
neh
-
men
wollte.
LANUV
steht
für
Landesamt
für
Natur,
Umwelt
und
Ver-
braucherschutz.
Umwelt, Natur und Verbraucher verdienen Besseres.
VON HANS PETER BRODÜFFEL
Die Bezirksregierung Köln hat im Bürgerhaus Hürth die
Ergebnisse der umfangreichen Ursachenermittlungen der seit
achtzehn Monaten eingehenden Geruchsbeschwerden aus Hürth,
Brühl und Erftstadt in einer fast dreistündigen
Informationsveranstaltung detailliert vorgestellt.
Hürth.
Demnach
konnten
keine
Überschreitung
der
gesetzlich
vorge
-
schriebenen
Geruchs-Im-Missionswerte
festgestellt
werden.
Dennoch
weist
die
Gesamtbewertung
eine
erhebliche
Geruchsbelästigung
auf.
Diese
lasse
sich
ableiten
aus
der
Häufigkeit
der
Beschwerden,
der
Art
der
Gerüche
sowie
aus
dem
Auftreten
der
Geruchsbelästigung
vor
allem in den Abend- und Nachtstunden.
Seit
Beginn
der
systematischen
Erfassung
der
Geruchsbeschwerden
am
20.
Mai
2022
wurden
1.173
Beschwerden
dokumentiert.
Rund
4001
Personen
haben
Eingaben
vorgenommen.
Die
Gerüche
wurden
über
-
wiegend
als
faulig,
säuerlich,
metallisch
und
chemisch
beschrieben.
Als
Hauptverursacher
hat
die
Bezirksregierung
Remondis
und
das
Eisen-
werk
identifiziert.
„Es
sind
Beschädigungen
am
Gebäude
der
Kompost-
ierung,
Öffnungen
an
der
Hallenwand
und
Beschädigungen
der
Biofilter
in
der
Tunnel-Kompostierung
festgestellt
worden",
sagte
eine
Sprecher-
in
der
Bezirksregierung.
Entsprechende
Sanierungsmaßnahmen
seien
bereits
abgeschlossen.
Ein
Remondis-Sprecher
betonte,
dass
man
die
Lektionen
gelernt
habe.
Man
wolle
die
Bürger
entlasten
und
nicht
belasten.
Die
Geruchsbelästigungen
durch
das
Eisenwerk
kommen
laut
Behörde
nicht
zuletzt
durch
das
Lagern
von
gegossenen
Motorblöcken
im
hei
-
ßen
Zustand
auf
der
Freifläche.
Hier
soll
der
Bau
einer
Pufferhalle
zur
Fassung
und
Behandlung
der
geruchsbelasteten
Abluft
für
Abhilfe
sor
-
gen.
Matthias
Pampus-Meder
von
der
Geschäftsführung
des
Eisen-
werks
konnte
in
seiner
Stellungnahme
keine
Verantwortung
für
die
derzeitigen
Geruchsbelästigungen
erkennen.
Man
praktiziere
ein
inten
-
sives
Be-schwerdemanagement
und
reagiere
umgehend
auf
Be-
schwerden.
„Es
werden
mehrfach
Befahrungen
im
Umfeld
durchgeführt
und ein Geruchskataster gepflegt."
Janina Koch von der Brühler Initiative „Uns stinkt's !":
„Gut,
dass
jetzt
zwei
Verursacher
identifiziert
wurden.
Aber
wir
befürch
-
ten, dass der ekelhafte Gestank uns weiter belasten wird."
Kölner Stadt Anzeiger
FREITAG, 12. AUGUST 2022
Rhein-Erft
Anwohner wehren sich gegen Gestank
Gutachter ermitteln Geruchskorridore Wetterdaten auch berücksichtigt
VON ANICA TISCHLER
Brühl/Hürth.
Fäulnisgeruch,
mal
süßlich,
mal
eher
verbrannt
oder
che
-
misch.
Es
rieche
nach
vergorenem,
kochendem
Biomüll
oder
auch
nach
verbranntem
Plastik
mit
Lösungs-mittel.
So
beschreiben
Willi
Koch
aus
Brühl-Heide
und
Susanne
Geilen
aus
Hürth-Kendenich
die
unangeneh
-
men
Gerüche,
mit
denen
sie
sich
seit
über
einem
Jahr
regelmäßig
kon
-
frontiert sehen.
Es
gebe
zwar
Bemühungen
seitens
der
Behörden
wie
der
Bezirksre-
gierung
Köln
oder
des
Kreises,
die
Ursachen
auszumachen,
berichten
sie.
Aber
das
sei
ihnen
nicht
genug,
es
fehle
ihnen
an
Kommunikation
mit
den
betroffenen
Bürgerinnen
und
Bürgern.
Deshalb
haben
sie
zu
-
sammen
mit
anderen
Anwohnerinnen
und
Anwohnern
aus
Brühl
und
Hürth die Initiative "Uns stinkt's" gegründet.
Denn
nicht
nur
den
beiden
stinkt
es.
Viele
Bürgerinnen
und
Bürger,
hauptsächlich
aus
den
Städten
Brühl
und
Hürth
sowie
aus
Erftstadt,
be
-
schweren
sich
seit
mehreren
Monaten
über
immer
wiederkehrende,
teils
ekelerregende
Gerüche.
Wo
sie
herkommen,
ist
nach
wie
vor
ungeklärt.
Seit
Juli
2021
seien
bis
Mai
2022
über
800
Beschwerden
über
Ge-
ruchsbelästigung
bei
der
Bezirksregierung
Köln
eingegangen,
sagte
Dezernentin Nicola dieser Zeitung im Mai.
Weil
die
Beschwerden
nicht
abrissen,
führt
seit
Anfang
des
Jahres
ein
Gutachter-Team der Firma Aneco eine "Rasterbegehung" durch.
36
Messfelder
in
Brühl,
Hürth
und
Erftstadt
mit
95
Messstellen
werden
regelmäßig
von
den
Gutachtern
aufgesucht,
die
festgestellte
Gerüche
in
eine
Smartphone-App
eintragen.
Zusammen
mit
aktuellen
Wetter-
daten
soll
so
ein
Korridor
der
Gerüche
erstellt
und
mögliche
Quellen
ausgemacht
werden.
Beauftragt
sind
die
Gutachter
von
möglichen
Verursa-chern
des
Geruchs,
ihre
Auftraggeber
dürfen
sie
jedoch
nicht
nennen.
Die
Bezirksregierung
Köln
und
das
Landesamt
für
Natur,
Umwelt
und
Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen
(Lanuv)
begleiten
die Begehung.
Die
Unterschiedlichkeit
der
Gerüche
zu
verschiedenen
Zeiten
erschwert
die
Zuordnung.
Das
wissen
auch
Willi
Koch
und
Susanne
Geilen.
"Unser
oberstes
Ziel
ist
es,
dass
es
aufhört
zu
stinken",
sagt
Geilen.
Vielen
anderen
gehe
es
auch
so.
Die
Initiative
erhalte
immer
mehr
Zulauf,
berichtet
Koch.
Mehr
als
500
Betroffene
unterzeichneten
schon
im Oktober Geilens Petition an die Behörden.
Regelmäßig
meldeten
Geilen
und
Koch
den
Gestank
über
das
Meldeformular
"Geruchsbelästigung
NRW".
"In
Brühl
stinkt
es
auch
mal
tagsüber",
so
Koch.
Nachts
sei
es
am
schlimmsten,
sagt
Geilen.
Na-tür
-
lich
ist
das
Geruchsempfinden
immer
auch
individuell",
sagt
Geilen:
"Manche
riechen
nichts,
wenn
es
andere
schon
stört."
Durchschnittlich
mache sie drei Meldungen pro Woche, berichtet sie.
Susanne
Geilen
und
Willi
Koch
wüssten
gerne
mehr
über
die
Raster-
begehung
und
aktuelle
Zwischenergebnisse.
Die
Begehung
durch
die
beauftragten
Gutachter
läuft
weiter.
Wie
die
Bezirksregierung
Köln
auf
Anfrage
dieser
Zeitung
mitteilte,
ende
die
Erfassung
am
21.
August.
Danach würden die Ergebnisse bis etwa Ende September ausgewertet.
"Zwischenergebnisse
können
wir
nicht
öffentlich
mitteilen",
sagt
Martin
Kretzschmar
vom
Team
der
Gutachter.
"Aber
wir
teilen
unsere
Meldungen
regelmäßig
mit
dem
Landesamt
und
der
Bezirksregierung."
Er
ist
vorsichtig
optimistisch.
"Es
sieht
so
aus,
als
würden
gerade
Probleme
gefunden
werden,
die
damit
zusammenhängen,
und
die
im
Begriff sind, beseitigt zu werden."
Macht scheint wichtiger als der Mensch
Kölner Stadtanzeiger 05.05.2022
(Leserbrief von Graham Tomlin, Hürth)
Zu "Gerüche belasten das Verhältnis" vom 28. April.
Die
verbreitete
Empörung
über
den
"Nachbarschaftsdialog"
vom
26.
April
und
den
Artikel
von
Andreas
Engels
am
28.
April
ist
verständlich
und
berechtigt.
Nicht
nur
war
die
Veranstaltung
selbst
ein
schlechtes
Beispiel
von
Imagepflege
und
Kommunikation,
sondern
auch
der
Artikel
war
keineswegs
eine
ausgeglichene
Darstellung
des
Ereignisses.
Besorgte
Bürgerinnen
und
Bürger
wurden
von
den
Veranstaltern
unse
-
riös
behandelt,
sogar
eingangs
auch
noch
beleidigt.
Berichtet
wurde
je
-
doch nur von den Belangen der Veranstalter.
Von
der
extrem
schlechten
Organisation,
von
der
Beleidigung,
von
sehr
mangelhaften
Projektionsfolien
(unlesbar)
und
von
der
schlechten
Tonverstärkung
erschien
kein
einziges
Wort.
Der
Artikel
erschien
im
in
-
neren
Teil
der
Ausgabe
der
Lokalredaktion
für
den
Rhein-Erft-Kreis,
was
den
Eindruck
erweckt,
dass
Metalldiebstahl
am
Friedhof
Gleuel
ein
we
-
sentlich
größeres
Problem
für
die
ganze
Gesellschaft
darstellt
(siehe
Ausgabe von 29. April).
Es
geht
für
die
Bürgerinnen
und
Bürger
nicht
nur
um
den
Gestank
im
Raum
Hürth/Brühl,
oder
die
hiesigen
Altlastprobleme,
sondern
auch
um
regionale, zum Beispiel das Großfeuer in Leverkusen (Currenta) oder
das
Kerosinleck
in
Wesseling,
und
nationale,
wie
zum
Beispiel
Bitter-
feld,
Vorkommnisse.
Das
verlangt
eine
übergeordnete
journalistische
Betrachtung,
und
nicht
lediglich
eine
einseitige
Nebenbei-Betrachtung
einer Abmilderung einer gefühlten Gefahr für die Allgemeinheit.
Es
handelt
sich
nicht
um
vereinzelte
Probleme,
sondern
um
die
Summe
aller
solchen
Problemen.
Das
bedeutet
Kooperation,
Transparenz
und
gute
Kommunikation,
vertikal
und
horizontal,
zwischen
Industrie
und
Wirtschaft,
lokaler,
regionaler
und
nationaler
Politik,
den
Medien
und
den
Bürgerinnen
und
Bürgern.
Stattdessen
empfinden
Bürgerinnen
und
Bürger,
dass
die
Verantwortung
einfach
immer
weitergereicht
wird:
Vom
Stadtrat
zur
Stadtverwaltung,
nach
oben
zum
Kreis,
zur
Bezirksregier-
ung,
zum
Land
und
bis
zum
Bund.
Und
dann
auch
zurück
nach
unten.
Analog
dazu
gilt
das
Bild
auch
für
die
Industrie.
Studien
werden
erstellt
und
dann
schwer
zugänglich
gemacht
durch
Copyright
oder
teure
Gebührenerhebung
vor
Veröffentlich-ung.
Politiker
und
Politikerinnen
und
Vertreter
aus
der
Industrie
erwecken
in
uns
durch
ihr
Verhalten
oft
den
Eindruck,
dass
es
an
Empathie
für
zum
Beispiel
Flutopfer
mangelt,
dass
Macht
wichtiger
ist
als
Mensch,
dass
Gewinn
wichtiger
ist
als
Dienstleistung.
Und
dass
die
Bürgerinnen
und
Bürger
bestenfalls
einen
verschwommenen Durchblick bekommen sollen.
Leider
hat
der
Artikel
nicht
zum
besseren
Durchblick
beigetragen.
Das
ist
schlechte
Kommunikation,
die
zum
Vertrauensverlust
und
zur
Politik-
verdrossenheit
führt.
Das
spaltet
die
Gesellschaft
-
eine
Gesellschaft,
die es verdient, ernst genommen zu werden.
ARD / WDR Lokalzeit vom 01.06.2022
Hier stellt sich auch die Frage:
hat der Gutachter, haben die Gutachterkolleg:innen verstopfte Nasen?
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